Vielfüssig

Dieses Wort kam mir spontan in den Sinn, als mir heute beim Waldspaziergang all diese Baumstämme auffielen. Dass sie meine Aufmerksamkeit auf sich lenkten, lag vielleicht einfach an der tief stehenden Nachmittagssonne, die die Moospolster auf den Wurzelrücken leuchten liessen. Vielleicht war aber auch irgendein Gedanke in meinem Kopf, der auf diese Bildmetapher ansprang und sich zum Spielen verleiten liess.

Gedankenspiel ‚Vielfüssigkeit’: Was wäre, wenn ich viele Füsse hätte?

• Ich könnte viel ausdauernder längere Strecken bewältigen, weil immer einige Füsse ausruhen würden, während die anderen mich vorwärtsbewegen.
  
  
• Ich müsste mein Budget für Socken und Schuhe deutlich erhöhen.
  
  
• Ich hätte einen viel stabileren Stand, weil ich meine Füsse vielfach in der Erde verwurzeln könnte.
  
  
• Ich bräuchte viel mehr Zeit zum Anziehen all der Socken und Schuhe.
  
  
• Ich könnte mir über flache, aber breite Flussläufe selbst eine Brücke bauen, indem ich meine Füsse wie Pfeiler einen hinter den anderen von Ufer zu Ufer setzte.
  
  
• Ich wäre auch im Sturm in der Lage, sicher meines Weges zu gehen, denn es würden sich immer genügend Füsse in den Boden krallen, während die anderen mich in der Schwebephase vorwärts transportieren.
  
  
• Meine Oma selig wäre monatelang glücklich nur mit dem Bestricken meiner Füsse beschäftigt gewesen, die ihre bunten Wollsocken liebten, und hätte nicht dauernd woll-allergische Verwandte mit ihren Strickprodukten zwangsbeglücken müssen.
  
  
• Ich würde all die wunderbaren Nagellackfarben gleichzeitig tragen und mich nicht dauernd entscheiden müssen.
  
  
• Ich müsste keine Hornspäne mehr für die Düngung meiner Gartenbeete kaufen…

Wenn ich so darüber nachdenke – schade eigentlich, dass ich nur zwei Füsse habe!

© Kerstin Heine