Eigenes von Kerstin Heine
Juni 2021
Ich hatte eine 2-wöchige Auszeit geplant, um eine wichtige Übergangsphase in meinem Leben „angemessen“ zu feiern und mir Zeit für eine Neuausrichtung zu nehmen. Meine sehr konkrete Vorstellung der dafür stimmigen Rahmenbedingungen: eine einfache, kleine Holzhütte direkt an einem See im Gebiet Jura/Westschweiz für mich alleine, nur mit Papier und Stiften bewaffnet. Ohne digitales Equipment.
Das Finden dieses stimmigen Rahmens gestaltete sich schwierig – und blieb schliesslich ergebnislos. Zumindest, was das gewünschte Ergebnis betraf. Es war schlicht keine meinen Vorstellungen halbwegs entsprechende Bleibe im Umfang meines Budgets zu finden.
Frust und Enttäuschung machten sich breit. Wie sollte so meine Auszeit gelingen? Ich hatte sie mir fest versprochen! Sie in den eigenen vier Wänden in Bern oder im 2. Wohnsitz bei meinem Liebsten zu verbringen, erschien wenig aussichtsreich in Bezug auf meine Ziele: Rückzug, Alleinsein, Medien-Diät, Nichtstun, Verzicht auf Konsum und Kontakte, Fokus auf mich selbst und nach innen, Entspannen, Sein, Träumen, Schreiben, ... – all das wäre umgeben von meinem Partner, Nachbarn, Freund*innen, Computer, Büchern, stapelweise Büroarbeit, üppigem, arbeitsintensivem Garten etc. komplett aussichtslos.
Da sich aber partout keine andere Option zeigte, nahm ich die Situation hin – quasi mit schmollend vorgeschobener Unterlippe – und modifizierte meine Pläne. Ich quartierte mich bei meinem Partner auf dem Land ein und verordnete mir selbst eine Arbeits-, Kontakt- und Computer-/Medien-Diät – kein vollständiges Fasten. (Selbstbeherrschung ist mein 2. Vorname.... haha...)
Nun sitze ich hier – nach zwei „gescheiterten“ und zwei „gelungenen“ Tagen und schreibe diese Zeilen...
seit Stunden in der Hängematte schaukelnd, von sanftem Sommerwind befächelt und flirrendem Birkenlaub beschattet, im Duft der frisch gemähten Heuwiese, umschwirrt von summendem Getier und tanzenden Schmetterlingen, betrillert und besungen von Amseln, Distelfinken, Staren und Buchfinken, bezirzt von mich umstehenden filigranen Blütenrispen fast meterhoher zarter Gräser, über mir kreisen Milane, im alten Apfelbaum hämmert ein Specht auf sein Zmittag, während eine Amsel energisch das ihre aus der Wiese zieht.... neben mir ein grosses Glas kaltes, mit frischer Minze aus dem Garten parfümiertes Granderwasser....
Was sind nochmal die stimmigen Rahmenbedingungen für Frieden, Entspannung, Träumen und Einkehr?
„Das Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst.“ John Lennon
© Kerstin Heine