Eigenes von Kerstin Heine
Januar 2022
Neulich bin ich bei grauseligem Wetter raus, um mich zu bewegen, frische Luft zu schnappen und mich wenigstens für eine Stunde vom Computer wegzubekommen. Ich bog in den Waldweg ein und stutzte nach wenigen Metern, weil ich in einiger Entfernung auf dem Weg und rechts und links im Unterholz Bewegungen wahrnahm. Beim Näherkommen erkannte ich eine grosse Schafherde, die sich dort auf einer Fläche von sicher 40 Metern im Durchmesser verteilt hatte.
Dann bemerkte ich dahinter den Hirten, der im Nieselregen gerade dabei war, die Ladung seiner beiden hoch beladenen Esel mit Plastikplanen abzudecken. Meinen Gruss erwiderte er nur knapp. Im Hintergrund verkohlten die letzte Äste in seinem Lagerfeuer. Ein Border Collie stand mit gespitzten Ohren und angespannter Aufmerksamkeit auf einem Seitenweg und beobachtete jeden meiner Schritte.
Diese trieben die Schafe auseinander und vor mir her, wenn ich auch sehr langsam und vorsichtig ging. Ich hörte ein einzelnes leises Wort vom Schäfer und der Hund schnellte los. Wie der Blitz umkreiste er die Tiere, die sich – mir ausweichend – von der Herde entfernten, und trieb sie wieder seinem Herrn und der Gruppe zu. Der Hirte hatte sich nicht von der Stelle gerührt und nicht einmal von seiner Arbeit aufgeblickt. In völligem Vertrauen auf die zuverlässige Arbeit des Hundes, der sich augenblicklich still flach auf den Boden legte, als die abtrünnigen Schafe wieder dort waren, wo sie hingehörten.
Was für ein eindrückliches Schauspiel eines eingespielten Teams!
© Kerstin Heine